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Biodiversität, Artenschwund und Klimakrise

Über die biologische Vielfalt auf unserer Erde

25.11.2024

Sie ist das vielleicht wertvollste Gut unseres Planeten und wird doch maßlos unterschätzt: Die biologische Vielfalt oder Biodiversität bedeutet mehr als nur ein Reichtum an Arten. Darum müssen wir sie dringend vor dem Kollaps bewahren.
Biodiversität – das klingt abstrakt, doch ihr rasend schneller Rückgang bedroht uns konkret. Vielleicht schreitet der Verlust auch deshalb so schnell voran, weil er im Einzelnen oft unbemerkt bleibt. Wen stört es schon, wenn die Kreuzkröte nicht mehr in der direkten Nachbarschaft quakt? Doch die Folgen der Naturkrise sind für uns alle massiv, vergleichbar mit der Klimakrise.

Biologische Vielfalt – eine kurze Definition

Als biologische Vielfalt oder Biodiversität bezeichnen wir die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde. Sie beruht insbesondere auf drei Aspekten:

  • Vielfalt der Lebensräume: Es gibt zahlreiche unterschiedliche Ökosysteme, wie zum Beispiel Wälder, Moore, Wiesen und Auen. Sie sind die Heimat aller Arten und die Grundlage, dass Artenvielfalt überhaupt entstehen kann. Ihre Vielfalt und ihre Verbindung untereinander sind wichtig, da viele Lebewesen an ihren Lebensraum speziell angepasst sind. Auch für uns Menschen sind vielfältige Ökosysteme wichtig, da sie uns versorgen und uns Erholungsorte bieten.
  • Artenvielfalt: Dieses Wort verwenden viele als Synonym für Biodiversität, es beleuchtet jedoch nur einen Aspekt: die Vielzahl verschiedener Arten von Organismen, die auf der Erde existieren. Dies umfasst alle Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen in verschiedenen Lebensräumen. Nur mit vielen verschiedenen Arten bleibt die Natur im Gleichgewicht. Ein ganz einfaches Beispiel, warum die Artenvielfalt für uns wichtig ist: Apfelbäume bilden größere Früchte, wenn sie von vielen verschiedenen Wildbienenarten bestäubt werden, als nur von Honigbienen (oder am Ende gar von Hand).
  • Genetische Vielfalt bezieht sich auf die Variationen in den Genen und genetischen Merkmalen innerhalb einer bestimmten Art. Sie ist entscheidend für die Anpassungsfähigkeit und Überlebensfähigkeit einer Art, da sie die Grundlage für die Evolution und die Fähigkeit zur Bewältigung von Umweltveränderungen bildet.

Bausteine unserer Welt
Weltweit haben wir bis heute 1,25 Millionen Arten beschrieben. Wie viele es wirklich sind, ist aber noch völlig unklar. Die Vielfalt der Arten ist der Grundpfeiler der Ökosysteme, die das Leben insgesamt und damit auch unser Leben überhaupt erst ermöglichen. Nur bei rund 134.000 Arten ist der Gefährdungsstatus überhaupt bekannt, bei vielen fehlen grundlegende Informationen. Global gelten rund 16.000 Arten als gefährdet, bei 90 Prozent aller beobachteten Arten geht der Bestand zurück. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Ökosysteme

  • produzieren Sauerstoff
  • nehmen CO2 aus der Atmosphäre auf und speichern es
  • filtern Wasser
  • regulieren das Klima und den Wasserhaushalt
  • schützen vor Erosionen
  • ermöglichen Bestäubung
  • sorgen für Bodenbildung
  • sind Lebens- und Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen
  • bieten Nahrung, Ressourcen und Rohstoffe

Krise in der Krise

Verlust an Biodiversität und Klimawandel stehen im direkten Zusammenhang und beeinflussen bzw. verstärken sich gegenseitig.
Zum Beispiel sind viele Ökosysteme wie Wälder, Moore und Ozeane auch wichtige Kohlenstoffsenken. Wenn diese Ökosysteme zerstört werden, wird der gespeicherte Kohlenstoff wieder freigesetzt, was den Klimawandel verstärkt.
Bodenfruchtbarkeit und Nahrungsmittelproduktion: Eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten trägt zur Bodenfruchtbarkeit bei, was wiederum die landwirtschaftliche Produktion und den Kohlenstoffkreislauf beeinflusst. Wenn viele Arten verschwinden, beeinträchtigt dies die Bodenqualität, was sich negativ auf die Landwirtschaft und das Klima auswirkt.
Ökosysteme erbringen, wie oben genannt, eine Vielzahl von „Dienstleistungen“, die für das Leben auf der Erde unerlässlich sind.
Wasserregulierung durch Wälder und Feuchtgebiete: Bei Zerstörung solcher Biotopgebiete steigt das Risiko von Überschwemmungen oder Dürren, mit Auswirkungen auch auf das Klima.
Extreme Wettereignisse, Temperaturveränderungen und Veränderungen in den Niederschlagsmustern bedrohen viele Tier- und Pflanzenarten, die sich nicht anpassen können, und führen zu Verlusten mit weitreichenden Folgen für das Klima.
Bei einer Erderwärmung von 1,5 Grad sterben bereits viele Arten, beispielsweise Korallen. Die Verschiebung der Jahreszeiten zeigt schon jetzt negative Auswirkungen auf Zugvögel. Zunehmende Extremwetterereignisse wie Überflutungen, Dürre- oder Kälteperioden gefährden Populationen direkt und akut.

Der Schutz der biologischen Vielfalt und die Bekämpfung des Klimawandels sind daher eng miteinander verknüpft. Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität, wie der Schutz von Wäldern und Ozeanen, sind entscheidend für die Bekämpfung des Klimawandels.
Die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens für den Erhalt der Artenvielfalt ist eine Grundvoraussetzung, ebenso wie der naturverträgliche Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der Erhalt und die Förderung von natürlichen Kohlenstoffspeichern wie Wäldern und Mooren.
Natur- und Klimakrise müssen gemeinsam gelöst werden.

(Quelle: u.a. NABU)

Einige weiterführende Links:

https://www.mpg.de/biodiversitaet

https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/naturschutz/13654.html

https://www.bmz.de/de/themen/biodiversitaet

https://www.wwf.de/themen-projekte/biodiversitaethttps://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/gesunde-ernaehrung-sichern/biodiversitaet-vielfalt-bedeutet-leben

https://www.anl.bayern.de/fachinformationen/biodiversitaet/definition_biodiv.htm